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Der Bernhardiner - Schweizer Nationalhund

Hund mit uralter klösterlicher Vergangenheit

junger Bernhardiener umarmt drei junge Kätzchen - © stock.adobe.com / Nitesh / #145310432

Bernhardiner werden vom Welthundeverband Fédération Cynologique Internationale (FCI) unter der Standard-Nr. 61 der Untergruppe „Berghunde“ in der Sektion „Molossoide“ zugeordnet. Nach diesem Rassestandard gehört der Bernhardiner mit einer Schulterhöhe von 65 bis zu 90 cm zu den größten Hunderassen der Welt. Meist erreichen Bernhardiner ein Gewicht zwischen 60 und 80 kg. Sie können aber standardwidrig auch über 90 kg und in nicht seltenen Fällen sogar über 100 kg schwer werden. 

Dann steht der Vorwurf der Qualzüchtung oft im Raum. Bernhardiner haben relativ lange und schlanke Beine. Dadurch wirkt ihre Gesamterscheinung eher schlank als massig. Typisch für die Rasse ist der stattliche Kopf mit den mittelgroßen Hängeohren. Der Hals weist meist eine recht ausgeprägte, bei Bewegung deutlich schlenkernde Wamme auf. Rassetypisch ist auch das ausgesprochen breite Vorderteil (Nasenschwamm) der halblangen Schnauze. Wegen der schrägen Falten über den braunen Augen scheinen Bernhardiner unbeachtlich ihres oft fröhlichen Verhaltens stets Melancholie auszustrahlen. Der lange Bernhardiner-Schwanz ist kräftig. Er wird im Ruhezustand hängend getragen und stellt sich bei Aktivität auf. Bernhardiner haben eine weiße Grundfarbe an Unterrumpf, Beinen, Brust und Gesicht. An Kopf und am Rücken schließen sich in der Regel rotbraune Fellmäntel oder -Platten an. Das Gesicht weist fast immer eine symmetrische Maske auf. Je nach Rassenvariation ist das Fell kurz (heute selten) oder lang.

Bernhardiener im Schnee - © CC0 - Pixabay - bella67

Die Geschichte des Bernhardiners

Die Geschichte des auch als „St.-Bernhards-Hund“ oder „Chien du Saint-Bernard“ bezeichneten Berghundes geht auf mönchische Ursprünge zurück. Im 11. Jahrhundert haben Mönche des Augustiner-Ordens am Großen Bernhard ein Hospiz gegründet. Der Große Bernhard ist ein Bergpass in den Walliser Alpen, der ein wichtiger Verkehrspunkt zwischen der Westschweiz und dem Tessin war und ist. Die ebenso fromme wie praktisch-soziale Einrichtung sollte den zahlreichen diesen Pass nutzenden Reisenden Obdach und Verpflegung bieten. Die Mönche wurden aber mit der Zeit auch Helfer für durch Lawinen, Schneestürme oder andere Naturumstände in Bedrängnis geratene Reisende. Zum Schutz des Hospizes, für Transport und für Rettungszwecke setzten die Augustiner wahrscheinlich spätesten seit dem 17. Jahrhundert Vorläufer der heutigen Sennenhunde ein. Daraus entwickelte sich eine klostereigene Zucht. Aus den frühen St.-Bernhards-Hunden entstand bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Hunderasse, die im Erscheinungsbild etwa dem Bernhardiner des 21. Jahrhunderts entsprach.
Bernhardiener schlafend am Boden - © CC0 - Pixabay - Alexas_Fotos
Allerdings waren diese zunächst „Barryhüng“ („Bärenhunde“) genannten, maximal 50 kg schweren Arbeitshunde wesentlich kleiner und damit wendiger als die meisten heutigen Bernhardiner. Sie zeichneten sich durch Kraft, Wetterfestigkeit, Ausdauer und einen exzellenten Geruchs- und Spürsinn aus. Weltberühmt wurde die seit Ende des 19. Jahrhunderts als Schweizer Nationalhund geltende Rasse durch den - möglicherweise ausgedachten - Lawinenhund Barry. Barry soll zwischen 1800 und 1814 gelebt haben. In seiner aktiven Zeit als Rettungshund soll er über 40 verschüttete oder verirrte Menschen vor dem Tod im Gebirge bewahrt haben. Bernhardiner werden oft mit einem kleinen Schnapsfässchen um den Hals abgebildet. Für die Wirklichkeit ist dieses angebliche Rettungsmittel allerdings nicht zweifelsfrei belegt.
Bernhardiner wurden im 20. Jahrhundert zunehmend als Familien- und Begleithund populär. Gleichzeitig wurden die Hunde immer mehr so auf Größe gezüchtet, dass sie wegen mangelnder Wendigkeit als Such- und Lawinenhunde heute nur noch bedingt in Frage kommen.
wachsamer Bernhardiener steht neben einem Baum - © CC0 - Pixabay - danielsfotowelt

Riese mit Harmoniebedürfnis

Die manchmal zur Dickköpfigkeit neigenden Bernhardiner sind überaus sanftmütig, sensibel und harmoniebedürftig. Sie brauchen konsequent-liebevolle Erziehung mit Familienanschluss und sollten nicht im Zwinger vereinsamen. Fremden gegenüber legen sie zunächst eine gewisse Zurückhaltung an den Tag. Sie sind daher auch durchaus als Wachhunde einsetzbar. Sie reagieren aber nur ausnahmsweise aggressiv, insbesondere bei Bedrohung ihrer Familie sogar bis zur Selbstaufgabe. Bernhardiner sind in der Regel hervorragende und belastbare Spielgefährten von Kindern. Eine Gefahr geht von ihnen fast nur dann aus, wenn sie beim tapsig-fröhlichem Spiel versehentlich mit ihrem Gewicht menschliche Körper unter sich begraben. Bernhardiner brauchen trotz ihrer gewichtsbedingten Behäbigkeit viel, wenn auch nicht allzu aufgeregte Bewegung. Am wohlsten fühlen sie sich, wenn sie ständig die Möglichkeit haben, bei Bedarf auf einem Hof oder einer Wiese im ländlichem Umfeld herumzustreichen. Für die Haltung in engen Etagenwohnungen sind Bernhardiner kaum geeignet. Gern machen Bernhardiner Gehorsamsübungen oder spielen Ball.
Bernhardiner - © CC0 - Pixabay - jeromepolny

Futter, Pflege und Gesundheit des Bernhardiners

Wie auch die Hunde anderer großer Rassen haben Bernhardiner eine eher geringe Lebenserwartung. Nur etwa 20 % dieser Hunde werden älter als zehn Jahre. Zu den Krankheiten, für die Bernhardiner besonders anfällig sind, gehören Knochenkrebs, Hängelider, Magendrehungen und Hüftgelenksproblematiken. Bei der Fellpflege reicht regelmäßiges Bürsten. Beim Futter ist darauf zu achten, dass die rasch Gewicht ansetzenden Hunde ausgewogen (gern neben Fleisch auch Gemüse) und nicht zuviel fressen. Bei einem 70 kg schweren Hund sollte die über mehrere Fütterungen verteilte Tagesration an Nassfutter nicht über 2000 g liegen, bei Trockenfutter nicht über etwa 600 g. Trockenalleinfutter mit der damit verbundenen vermehrten Aufnahme von Wasser kann das Risiko einer Magendrehung erhöhen.
Letztes Update: 25.11.2018 20:26